Zwei Videos: Ioana Sisea
Es handelt sich bei diesen Arbeiten um Allegorien, die sich, dem Medium entsprechend, in der Zeit entfalten. Die Ausführlichkeit verdichtet den konkreten Ablauf einer spielerischen Unterwerfung zum Modell einer historisch gewachsenen Bestimmung: Die Frau nimmt eine Rolle an, doch eine Wahl trifft sie in der Regelnur zwischen diesem und jenem Genre, nicht darüber, jegliche Rolle abzulehnen. Der vernünftige Einwand, dass der Mann für gewöhnlich kaum weniger in Mustern befangen ist, hebt noch nicht die Verhältnisse auf, in denen die Macht zumeist einschlägig verteilt wird.
Diese Künstlerin gewinnt aus der mutwilligen Verinnerlichung des Problems (das sonst bloße Abstraktion bliebe) eine Kraft zum zeichnerischen Gestus. Die Etikettierung, die sie sich beispielhaft auferlegt, wird zur Austreibung eines Unwesens. In der peniblen Exekution wird das vorgeschriebene Verhalten zur erneuten Disposition gestellt. Es ist allerdings eine Freiheit der Kunst, die den Betrachter dazu anhält, das Gefüge zu verändern. Insofern befragen diese Arbeiten auch die Beziehung zwischen einer Profession und einer Gesellschaft, die ihren eigenen Bekenntnissen nicht mehr glaubt, sie nurmehr zum Mittel der Täuschung einsetzt.
In der aktuellen Präsentation wird jenes Spannungsverhältnis nochmals verdeutlicht. Die Projektion auf das Fenster der Galerie verschiebt die Grenze, an der die Künstlerin eine Überschreitung fordert: Die Verdinglichung des Körpers in eine Selbstbestimmung zu verwandeln, darf nicht Spezialität der Virtuosen bleiben. Es wird kein Ausbruch vorgeführt. Die genaue Beschreibung lässt das Selbstverständliche nicht mehr gelten.
Text von Andreas van Dühren