Amélie Esterházy - Solid Matter 2.0, Installationsansicht, Galerie Volker Diehl, Berlin, 2017 © Marcus Schneider
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DIEHL freut sich, mit Solid Matter 2.0 die zweite Einzelausstellung von Amélie Groezinger in der Galerie zu präsentieren. In der Ausstellung untersucht Groezinger (*1982, Regensburg, Deutschland) den Unterschied zwischen persönlicher Erinnerung und Massengedächtnis in unserer Beziehung zu Materialien. In ihrer Serie von sieben Reliefs "Momentum" verwendet Groezinger Papier für skulpturale Zwecke: Falten, Schneiden, Heften von sich wiederholenden Formen und Mustern. Das Ausgangsmaterial für die Arbeiten sind farbige Poster, die von vergrößerten iPhone-Schnappschüssen der Künstlerin stammen. Es gibt zwei Motive, ein Bild von Wolken und eines von Palmwedeln. Diese fragmentierten Momente sind sowohl persönlich als auch generisch. Sie verkörpern sowohl Groezingers persönliche Geschichte als auch eine bekannte fotografische Trophäe, die Gegenstand von Millionen von Instagram-Posts ist: Wegwerfbilder, leicht aufgenommen, leicht weggeworfen. Die Bilder dehnen auch das Private auf die Öffentlichkeit aus, das Persönliche auf das leicht Konsumierbare.
Poster sind eine Form von massenproduziertem Wegwerf-Bildmaterial, die Geißel der Jugendzimmer und die Tapete der städtischen Umwelt. Für die Reliefs hat Groezinger 750 davon gedruckt, und die serielle Vervielfältigung ihrer Bildvorlagen ist ein bewusstes Echo auf ihren seriellen Arbeitsprozess. Die Bilder sollen den Prozess der Gedächtnisbildung artikulieren, indem sie einen kurzen Zeitabschnitt einfangen und ihn in eine neue Struktur verwandeln. Papier, Holz, Beton und gefundene Bilder sind Materialien, die die Künstlerin während ihrer gesamten künstlerischen Laufbahn verwendet hat, die für sie aber auch Konnotationen aus der Kindheit tragen, die in Verbindung mit dem kollektiven kulturellen Gedächtnis ein Palimpsest bilden. Sind die Assoziationen, der Geruch, die Berührung, eine spezifische Erinnerung oder Teil der Populärkultur, die sich über das Persönliche gelegt hat? Dieses Oszillieren zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen unterstreicht Grözinger mit ihrer ungewöhnlichen Wahl der Rahmenmaterialien. Neonorangefarbenes Holz spielt auf die Farbe der abends unter dem Horizont versinkenden Sonne an, aber auch auf die Popkultur. Schillernde Karosseriefolien oszillieren zwischen Aubergine und Olivgrün, weitere "niedrige" Materialien, die auf eine subkulturelle Ästhetik anspielen. Die Arbeiten sind in Beton eingekapselt - eine bewusste Anspielung auf eine westdeutsche Kindheit, die auf brutalistischen Spielplätzen verbracht wurde, dem Produkt progressiver Nachkriegsarchitektur und neuer Wohnsiedlungen.
Eine weitere Arbeit, "Engrailed Constitution #2", basiert auf dem Schneidebrett, das sie während der Produktionszeit verwendete. Notizen und Kritzeleien zieren das Brett, ein banales Tagebuch von Telefonaten und Fragmenten von Ideen und Gesprächen. Alltagserfahrungen, die als künstlerische Arbeit umgesetzt werden und durch Assoziationen ein haptisches Gedächtnis bilden. Grözinger dekonstruiert so das Kunstobjekt zu einem Prozess serialisierter Aufgaben und der damit verbundenen Managementarbeit und bricht Mythologien um künstlerische Arbeit auf.
Den Abschluss der Ausstellung bilden die beiden Skulpturen "Stamina", die aus gefundenen und schwarz gefärbten Baumstümpfen bestehen, deren organischer Ursprung durch ihre Bearbeitung verdeckt wird. Sie stehen auf Kopfhöhe, anthropomorphisierte Objekte, die den Galerieraum unterteilen und Groezingers surrealistische Herangehensweise an ihre Materialien noch verstärken.
Übersetzt aus dem Englischen - Originaltext von Jeni Fulton