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GONN MOSNY

1930
geboren als Eckart Mosny in Hamburg.

 

1948
Abendstudium der Malerei bei Eduard Hopf, Landeskunstschule Hamburg (heute: Hochschule für bildende Künste Hamburg).

 

1949-1952
Ausbildung als Lithograph, Hamburg.

 

1952-1957
Studium der Malerei, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bis 1955 bei Professor Willi Baumeister.

 

ab 1954
freiberufliche Tätigkeit als Maler und Bildhauer, Stuttgart.
Realisierung von architekturgebundenen Aufträgen, ausgeführt in Naturstein, Holz, Beton und Keramik an öffentlichen Gebäuden.
Malerei im informellen Stil, Strukturen.

 

1964-1971
Dozent für Malerei, Kunst- und Werkschule Pforzheim.

 

1971
Professur für Malerei.

In der ursprünglich ungegenständlichen Malerei tauchen Formkörper auf, die Assoziationen zu Gegenständen zulassen. ‘Knoten‘ sind ein zentrales Thema in differenziertester Veränderung.

 

1971-1977
Gründungsrektor der Staatl. Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim (heute: Hochschule Pforzheim).

 

1981
Neben den bisherigen Formenelementen tauchen in der Malerei skripturale Zeichen und Zahlen auf.

 

bis 1984
Malklasse an der Staatl. Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim.

 

1985-1997
Malerische, zeichnerische und später bildhauerische Tätigkeit,Gordes/Südfrankreich.

Entstehung von abstrakten, farbigen Ölbildern im Großformat neben Papierarbeiten und Zeichnungen mit skripturalen Elementen. Fortsetzung einer vielschichtigen informellen Malerei.

 

1989
Monographie von Mark Gisbourne: Gonn Mosny. Stuttgart 1989.

 

1990-1997
Anthropomorphe Skulpturen ‚Die Gruppe aus Gordes‘.

 

seit 1990
Nationale und internationale Ausstellungen.

 

1997
Rückkehr nach Stuttgart.

 

seit 2005
Wohnsitz und Atelier in Telfs/Österreich.

 

2014
Entstehung von Samuel neun großformatigen Leinwänden mit Bezug zu Becketts ‚Neither‘.

Details
Gonn Mosny, 1930 als Eckart Mosny in Hamburg geboren, kommt schon früh mit der Welt der Kunst in Berührung. Bereits in jungen Jahren wird er von seiner Mutter, einer Malerin und durch Mal- und Zeichenkurse an der Landeskunstschule Hamburg gefördert. Dort lernt er unter anderem bei Eduard Hopf, der die Begabung seines Schülers erkennt.

 

Mosny absolviert 1949-1952 zunächst eine Ausbildung zum Lithographen. Seine Gesellenarbeit ist die Kopie einer Zeichnung des florentinischen Manieristen Jacopo da Pontormo auf Stein.

 

1952 zieht Mosny nach Stuttgart und wird an der dortigen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Schüler von Willi Baumeister. Dieser bedeutende Vertreter und Verteidiger der abstrakten Malerei in der Bundesrepublik Deutschland hat auch durch seine Lehrtätigkeit eine nachhaltige Wirkung auf die junge Avantgarde. So schärft er etwa die Kritikfähigkeit der Studenten und macht sie mit der Zen-Philosophie vertraut. Nicht das zielgerichtete Vorgehen nach Plan führe zur Kunst, vielmehr entstehe diese erst im Prozess. Durch Baumeister angeregt, beginnt Mosny mit gegenstandsloser, zunächst noch kubistisch geprägter Malerei. Die Zurücknahme der eigenen Person und das Absichtslose, das Mosny aus dem Zen für sich übernimmt, bilden bis heute sein Fundament beim Malen: „Es malt“ (Gonn Mosny).

 

Von 1952-1985 lebt Gonn Mosny mit seiner Familie in Stuttgart-Vaihingen, wo er 1959 ein eigenes Atelierhaus im Stil Mies van der Rohes errichtet. Neben der Malerei bildet die angewandte Kunst einen Großteil seines frühen Schaffens. Hierbei handelt es sich insbesondere um architekturbezogene Arbeiten in Form von großflächigen, gegenstandslosen Reliefs. Mosny verwendet glasierte oder naturbelassene Keramik, Holz und Beton als Materialien. Als stets wiederkehrendes Thema werden ‘Knoten‘, später auch ‘Reißverschlüsse‘ durch Abstraktion verfremdet und aufgelöst.
1964 beginnt Mosnys Lehrtätigkeit als Dozent für Malerei an der Kunst- und Werkschule Pforzheim. 1971 erhält er dort eine Professur für Malerei und wird Gründungsrektor der Staatlichen Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim. Durch Berufung namhafter Künstler, wie Jürgen Brodwolf oder Michael Sandle, baut er das Lehrangebot für Malerei gezielt aus. Aus gesundheitlichen Gründen muss Mosny schließlich 1984 seine Hochschultätigkeiten aufgeben.

 

1985 zieht er in den Süden Frankreichs nach Gordes, wo er bis 1997 lebt. Im Licht der Provence arbeitet Gonn Mosny intensiv. Resultat ist ein umfangreiches Oeuvre farbig-abstrakter, großformatiger Bilder. Formale Parallelen bestehen zu Kunstwerken des abstrakten Expressionismus, Informel und Tachismus – allen voran zum Oeuvre von Cy Twombly, dem Mosny in Paris persönlich begegnet und dem er sich verbunden fühlt.

 

Mosny dienen feine Portraitleinwand oder Papier als Malgrund, den er mit Ölfarbe, Blei- und Buntstiften unterschiedlicher Härtegrade bearbeitet. Er nutzt Pinsel, Rakel, Spachtel und Ziehklinge, um Farbe auf- oder abzutragen. Derart entstehen kompakte oder offene, zumeist ungegenständliche Farbformen, die vom stark gestischen Pinselstrich geprägt sind. Sie werden mit Liniengefügen kombiniert, die skripturalen Charakter aufweisen können. Gonn Mosny begibt sich für den Mal- und Zeichenprozess meditativ in einen präintellektuellen Bereich, in dem alles Willentliche ausgeschaltet wird. Seine Haupttätigkeit während des künstlerischen Prozesses besteht weniger im Malen selbst, als in der Kontemplation vor dem Werk. Die Gemälde tragen keine Titel, vielmehr sind sie an der Außenkante fortlaufend durchnummeriert und mit Datum und Signatur versehen. Bei den Papierarbeiten und -serien sind Datierung und Unterschrift meist skriptural in das Bild eingebunden. Zum Teil noch nach Jahren werden seine Bilder von ihm übermalt.

 

Neben Malerei entsteht zwischen 1990-1997 ein 140teiliges Skulpturenensemble namens „Gruppe aus Gordes“. Es ist aus Steinen und alten Holzbalken gebildet, die Mosny in der Umgebung seines Ateliers in Gordes aufgesammelt hat. Diese Fundstücke stellt er zu anthropomorphen Stelen zusammen, ohne weitere gestalterische Eingriffe vorzunehmen: „… denn Korrigieren ist eine Gefahr für die Kunst, man spürt die Absicht. Das Absichtsvolle aber ist der Feind der Kunst.“ (Gonn Mosny)

 

Der englische Kunsthistoriker Mark Gisbourne besucht ihn öfter in seinem Atelier in Gordes-Fontanille. 1989 erscheint im Kohlhammer Verlag die von Gisbourne verfasste Monographie „Gonn Mosny“, durch die das Werk Mosnys erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

 

Auch durch Ausstellungen wird sein Schaffen von einem stetig anwachsenden Publikum wahrgenommen. Im Sommer 1990 findet die erste Einzelausstellung in der Galerie Joachim Becker in Cannes statt. In den 90er-Jahren folgen weitere Ausstellungen in der Galerie Joachim Becker in Cannes und Paris und in der Frankfurter Galerie Tobias Hirschmann. Beide Galerien präsentieren das Werk Mosnys in den nächsten Jahren auf den Kunstmessen ‘Art Basel‘ und ‘ART COLOGNE‘. 1993 findet eine Einzelausstellung im ’La Maison Française of New York University’ in New York statt, organisiert von Nancy Herstand, der Witwe des New Yorker Galeristen Arnold Herstand, der Gonn Mosny mehrmals im Atelier in Fontanille besuchte. 1998-2000 wird Mosny von der Galerie Benden & Klimczak auf der ART COLOGNE präsentiert. Exponate sind auch die Skulpturen ‘Gruppe aus Gordes‘. Der deutsch-mexikanische Galerist Helmut Köhl aus Guadalajara – Galeria Haus der Kunst – sieht auf der Kölner Kunstmesse die Skulpturen und holt 2001 die 140 Holzstehlen für die Fundación Cultural Omnilife, das geplante Kunstmuseum von Toyo Ito, nach Mexiko. In Deutschland wird die ‘Gruppe aus Gordes‘ zuvor im Jahr 2000 im Kulturverein Zehntscheuer e.V. in Rottenburg am Neckar gezeigt. 2001 folgen Einzelausstellungen in Mexiko im Instituto Cultural Cabañas, in der Galería Haus der Kunst und in der Universidad Panamericana, Campus Guadalajara Fundación Cultural Omnilife. Die bisher umfangreichste Werkschau findet 2008 im mexikanischen Museo de Arte de Zapopan (MAZ) statt, wo Gonn Mosny Deutschland bei dem Festival Cultural de Mayo als Maler und Bildhauer vertritt. Er zeigt dort 40 großformatige Leinwände, sowie die gesamte Skulpturengruppe.
Zurückgekehrt aus Frankreich, lebt Mosny ab 1997 mit seiner Frau Barbara wieder in seinem Stuttgarter Atelierhaus. 2005 siedeln beide aus familiären Gründen ins österreichische Telfs/Tirol, wo sich Mosny erneut ein Atelier aufbaut. Vormals dominierende, kompakte Motive der Malerei lösen sich zunehmend auf, und selbst gegenständlichen Interpretationen verweigern sie sich nicht mehr: „Auch die abstrakte Malerei endet in der Erfahrung des Menschen, Assoziationen suchen sich den Weg, was der Mensch schon gesehen hat. Wenn man die Strukturen verlässt, landet man unweigerlich im Assoziationsbereich des Gegenstandes“ (Gonn Mosny).

 

Durch Mark Gisbourne lernt er den Berliner Galeristen Volker Diehl kennen, 2013 kuratiert Gisbourne im Diehl-Cube die Einzelausstellung „Above the Line – Atmen und Malen“.

Gonn Mosny ist ein Solist in der Malerei, unbeeinflusst schafft er kontemplativ sein Oeuvre.